Meine Schule des Sehens besagt: Wiederholungen geschehen aus dem Willen, nach Nietzsche. Und es sind die kleinen Differenzen, die sich im Tagebuch des Verführers bei Kierkegaard zeigen. Ich mal mir schlicht meinen dreiteiligen Reim daraus. So seh ich das.
Kleine Zeichenschule
Lazarett-Poesie
„In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat…“, so beginnt das Märchen vom Froschkönig der GEBRÜDER GRIMM. Von dieser Zeit träume ich. Und deshalb lebe ich dieser Zeit… in meiner Kunst. Ich bin ein Dichter meines eigenen Lebens. Ich laufe ins Leere. Bin ein Nowhere Man, mache Pläne für niemanden, schwimme gegen den Strom, unpropotional und märchenhaft. Ein Lazarett-Poet. Ich schreibe… ich male…
… als wäre ich krank …?
Wie groß…
Ein Psalm in Pink
Buch und Gebiet
Wo wünschte ich dieses Bild wiederzufinden? In einem Buch.
Ein Buch stellt für mich eine kleine Schatulle dar, in die ich all meine Überlegungen, meine Gedanken, meine Zweifel über dieses und jenes legen könnte. Ein Buch wäre mein Schatzkästchen. Ich könnte es öffnen und die Aufzeichnungen, die in ihr Platz gefunden hätten, immer wieder neu betrachten. Ich hielte sie gegen meine Augen und drehte sie leicht. Meine Kunst gehört längst einer kaleidoskopischen Welt an. Durch eine einfache, kleine Drehung sehe ich plötzlich etwas völlig neues vor mir … wie dieses Bild hier.
Suchmeldung
Ich mache seit sechzig Jahren eine Reise durch meine Zelle. Darüber gebe ich mir Auskunft, lege Rechenschaft ab, führe Tagebuch, fertige Reiseskizzen und Bilder meiner Expedition an. Ein Sprung ins Herz der Finsternis bei Nacht. Ein Sprung in die Sonne bei Tag…
An machen Tage gehe ich mir völlig verloren. Dann fertige ich Suchmeldungen an. Hefte mir diese auf die Seele, bete um Erleuchtung, setze zur Ergreifung eine Belohnung aus…
Absolution
Ich beichte mir meine Verfehlungen. Denn das sind ja wohl all meine Bilder, unvollkommene Werke. Sie können nicht anders sein, das ist ihre Verfehlung, sie gefallen nicht. Sie wollen aber auch nicht gefallen. Es ist kompliziert. Im Zulassen des Bösen zeigen sie Scham. Im Sich-verführen-Lassen wahre Größe.
Erinnerungen sammeln
Sind Kunstwerke nicht Erinnerungen an etwas Abwesendes? Mir will es so erscheinen. Deshalb ist eine bestimmte Frage von so großer Bedeutung. Wie kann ich mich an etwas erinnern, was es (vielleicht) nie gab? Ich beginne mich nur langsam an alles zu erinnern. Besonders wenn ich male, zeichne, collagiere. Dann, wenn ich schreibend eine Erinnerung vor mir aufsteigen sehe. Stets sind es Erinnerungen, die mir völlig neu sind. Diese Erinnerungen nehme ich wahr. Ich prüfe sie. Ich klopfe sie ab. Ich berühre sie. Sie berühren mich.
Knospung
Meine Gedanken erfahren eine Knospung. Sie erblühen in Bildern, zu Bildern voller schöner Worte. Überrankt von Strukturen. Als Urgebärde meiner Kreativität. Unzweifelhaft bleibe ich mir selber stets ein Rätsel…
Selbst wenn ich ein Orakel zu Rate ziehen würde und es frage, warum ich hier bin, die Antwort würde lauten: „Ist das ein Test, Sir?“