(M)eine kleine Kunst-Geschichte

Ist diese Geschichte eigentlich bekannt? Mosby Harvey Junior (seinerzeit Vize Präsident von der Firma Firestone) war Gast auf einer Kunstparty und fand dort Gefallen an einem „echten Bach“. Er fragte andere Besucher, wer denn der Erschaffer eines bestimmten Bildes sei. Niemand konnte ihm weiterhelfen und fast hatte er schon aufgegeben, als ihm der Wohnungsinhaber sagte: „Ach, das ist der Bach. Der versteckt sich da drüben hinter der Chaiselongue.“ Detlef Bach war damals nicht gerne unter fremden Menschen und außerdem hatte er Angst, dass ihm jemand ein Bild weg kaufen wollte. Das war ihm nämlich schon einige Male passiert. Mosby Harvey Junior jedoch kroch zu Detlef Bach hinter die Chaiselongue und da lagen die beiden nun eine geraume Zeit stumm nebeneinander. Irgendwann fasste der Amerikaner sich ein Herz und sprach Detlef, der bis dato mit dem Gesicht zur Wand gelegen hatte, an. Erstaunlicherweise entwickelte sich recht schnell ein angeregtes Gespräch zwischen den beiden liegenden Männern; sie unterhielten sich über den Härtegrad diverser Bodenbeläge, über merkwürdige andere Besucher, und über die Bilder dieser eigenartigen Ausstellung. Dabei lenkte Mosby das Gespräch immer wieder auf dieses eine bestimmte Bild von Bach.

Ganz nebenbei versprach Mosby Bach einen Satz nagelneuer Reifen und obwohl Bach gar keinen Führerschein, geschweige denn ein Auto besaß, verkaufte er im Gegenzug sein Bild. Mosby wollte das Kunstwerk nun so schnell wie möglich nach Amerika transportieren, weil er fürchtete, dass es in dieser Wohnung über kurz oder lang Schaden nehmen würde. Nun war dies aber kein Bild, das man mal eben unter den Arm klemmt und mit in den Flieger Richtung Ohio nimmt. Das Ding war verdammt groß und man fragte sich, wie es überhaupt an der Wohnzimmerwand befestigt werden konnte. Jemand, der sich um den Transport des Bildes nach Amerika kümmerte, musste her. Da traf es sich gut, dass im Nachbarhaus eine Spedition residierte, deren Chef sich des sensiblen Falles auch gerne annahm. Mosby Harvey Junior und Detlef Bach trafen sich also noch einige Male, um mit Lukas, dem Speditionsführer, Details zu planen.  Alles ging gut, das große Bild kam wohlbehalten in Ohio an und hängt heute im Akron Art Museum. Mosby Harvey Junior ist mittlerweile verstorben. Ob Lukas auch heute noch Bilder durch die Welt transportiert, wissen wir nicht. Sie können ja mal im Branchenbuch nachschauen: Die Spedition hieß Lukas Cranach. Zufall?

(Ach, diese Geschichte erzählt mein Freund Andy Dino Iussa doch immer wieder gerne. Und er darf das. Denn er hat sie aufgeschrieben.)